Samstag, 28. August 2010

Artikel in den Reutlinger Nachrichten: Warten auf Stellungnahme des Denkmalamts

 Hier ein weiterer Artikel aus den Reutlinger Nachrichten vom 28.08.:

Reutlingen.  Es brodelt und es gibt Proteste im Westen: Was sagen Robert-Bosch-Wohnungsgesellschaft und Stadt Reutlingen zu dem geplanten Bauprojekt neben dem Gmindersdorf? Wir haben nachgefragt.
Offensichtlich hat der Weltkonzern Bosch beziehungsweise die Robert-Bosch-Wohnungsgesellschaft nicht mit irgendwelchen Unannehmlichkeiten bei dem geplanten Neubau zwischen der Hepp-, Moser- und Blockäckerstraße gerechnet: Die Wohnungsgesellschaft verwies auf Nachfrage unserer Zeitung an die Presseabteilung der Robert Bosch GmbH. Dort war aber nichts über das Bauprojekt bekannt, so dass kurz darauf ein Rückruf der Unternehmenssprecherin Claudia Arnold erfolgte. Auf die zunehmenden Proteste aus den Reihen der Gmindersdörfler angesprochen, meinte sie: Sie habe nur am Rande vom Bauvorhaben gehört und sich in der Kürze der Zeit so gut wie möglich kundig gemacht.

Fazit ihrer Kurz-Recherche: "Für uns ist nicht nachvollziehbar, dass die Gebäude schützenswert sein sollen." Wenn sich im Vorfeld ein Aspekt des Denkmalschutzes ergeben hätte, "wären wir anders damit umgegangen". Schließlich sei das Projekt, das von der Bosch-Wohnungsgesellschaft geplant werde, nicht das erste dieser Art. Natürlich warte das Unternehmen die Stellungnahme des Denkmalamtes vom Regierungspräsidium Tübingen ab, um dann erneut für eine Erklärung bereit zu sein.

Martin Göppert, stellvertretender Leiter des Reutlinger Amts für Stadtentwicklung und Vermessung, war deutlich mehr mit der Sache befasst, als die Leitung des Weltunternehmens in Stuttgart. Göpperts Meinung nach nehme aus Sicht der Stadt alles seinen normalen Gang. Bei der öffentlichen Auslegung des Bauprojekts hätten zehn Bürger sowie eine Gruppe mit einer Liste von 37 Unterschriften Bedenken gegen die massive Bebauung angemeldet. Darauf sei sofort reagiert und am 13. Juli zu einem Runden Tisch geladen worden. Der Initiative habe man dort die Planung erneut vorgestellt. Was der stellvertretende Amtsleiter zu den Ausführungen der Gruppe um Karin Schliehe und Bernhard Mark sagt, dass das bestehende Gebäudeensemble "kulturhistorisch bedeutend" sei? Weil es ja schließlich von dem Architekten Helmut Erdle geplant und umgesetzt wurde, einem Vertreter der "Stuttgarter Schule", quasi in direkter Nachfolge von Theodor Fischer, dem Erbauer des Gmindersdorfs? Und dass doch Elemente aus den dortigen Häusern in Erdles Gebäude aus den 50er Jahren integriert wurden? Wie etwa Rundbogenfenster, Holzverkleidungen, Dachgauben oder Biberschwanzdächer?

Göppert: "Die Bebauung ist im Moment noch nicht definitiv beschlossen." Zunächst müsse zu all diesen Fragen das Fachreferat für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium eine Stellungnahme abgeben. "Die warten wir ab." Die Stadt habe alles getan, was sie zu tun hatte. "Wir schauen vor einem Abriss in das Denkmalkataster." Falls dort nichts über einen möglichen Denkmalschutz zu finden sei, gebe es immer noch Zweifelsfälle, denen nachgegangen werde.

Zu der Bebauung zwischen Hepp-, Moser- und Blockäckerstraße sei aber nichts zu finden gewesen. Weil jedoch das Gmindersdorf direkt nebenan liege, "haben wir frühzeitig das Denkmalamt eingeschaltet". Auf eine eventuelle kulturhistorische Bedeutung von Helmut Erdle sei das Regierungspräsidium nicht eingegangen. Was bleibt der Bürgerinitiative? Darauf hoffen, dass das Denkmalamt zu dem Schluss kommt, den die Bewohner des Gmindersdorfs in den 70er Jahren heftig bekämpften: Damals sollten alle Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Bewohner befürchteten die Einschränkung ihrer Sanierungsfreiheit - und heute eine "verpasste kulturhistorische Chance", so Schliehe.
Quelle:Reutlinger Nachrichten

1 Kommentar:

  1. Es ist achade, dass die Verantwortlichen bei der Stadt Reutlingen nicht wahrnehmen, dass sich das Bebauungsgebiet nicht neben dem Gmindersdorf, sondern direkt im historischen Siedlungsgefüge " Gmindersdorf" befindet.
    Dies wurde , wie im Artikel beschrieben einfach von allen Entscheidungsträgern übersehen.
    Scheint diese Wahrnehmung deshalb nicht mehr korrigierbar?

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