Artikel in den Reutlinger Nachrichten: Das Gmindersdorf ist größer

Frau Baubürgermeisterin Hotz hat am 14.10.2010 am runden Tisch davon gesprochen, dass die "von Bosch gebauten Häuser" abgerissen werden sollen. Wir sind erstaunt darüber, dass Frau Hotz nach langer sachlicher Aufklärungsarbeit immer noch nicht weiß oder es einfach ignoriert, dass die Häuser, die im Gmindersdorf abgerissen werden sollen von der Firma Ulrich Gminder gebaut wurden.
Herr Holger Lange, der Bosch-Gminder Historiker, macht mit diesem Artikel Schluss mit so mancher Unklarheit und Unwahrheit.

Hier der Artikel in den Reutlinger Nachrichten:

Text unter weiterlesen.

Holger Lange, der sich seit 1986 mit der Reutlinger Arbeiter- und Industriegeschichte beschäftigt, hat wegen des drohenden Abrisses der Erdle-Bauten ein Schreiben an Bürgermeisterin Ulrike Hotz verfasst.
"Da immer wieder behauptet wird, die Erdlebauten wären nicht im Gmindersdorf, hier eine kurze Zusammenfassung der Geschichte des Gmindersdorfes. Um 1900 herrschte in Reutlingen ein großer Mangel an Mietwohnungen. Die Textilfirma Ulrich Gminder wollte billige Arbeitskräfte anwerben, um die Produktion zu erweitern. Um arbeitswilligen Einwanderern gesunde Wohnungen gegen billige Miete zur Verfügung zu stellen, entschloss sich die Firma Gminder bereits im Jahr 1902, eine Arbeitersiedlung in unmittelbarer Nähe zu den Fabrikanlagen zu bauen.

Am 27. Mai 1903 reichte die Firma Gminder den Gesamtplan mit 75 Einzelhäusern ein. Neben der Zweckmäßigkeit strebte die Firma für den Stadtteil aber auch die Erzielung eines schönen Dorfbildes an. Im Herbst 1904 beantragte die Firma für die Arbeiterkolonie den Namen Gmindersdorf, den der Gemeinderat im Januar 1905 bewilligte. Das Gebiet der Arbeiterkolonie reichte von der Zaisentalstraße im Osten bis 150 Meter westwärts der Moserstraße (Heppstraße 72). Die Häuser in der Siedlung waren bis zum Übergang der Privatstraßen Mitte der 1950er Jahre nur durchnummeriert, so auch die Erdle-Bauten aus den Jahren 1950 bis 1952. 1955 beschloss der Gemeinderat offiziell die Straßennamen Blockäcker-, Moser-, Theodor-Fischer-, Wilhelm-Kuhn-Straße und Kinderhortweg. Baubeginn der Arbeiterkolonie war 1903. In den ersten sechs Jahren wurde unter großem Zeitdruck gebaut, da das Unternehmen für die neu hinzuziehenden Arbeitskräfte der Spinnerei rasch Wohnungen benötigte. Ab 1908 stagnierte der kontinuierliche Ausbau und 1911 das vorläufig letzte Wohngebäude. Aus Anlass des Jubiläums von Gminder im Jahr 1914 wurde der Kinderhort und der Altenhof gebaut. 1949 wurde die Gminder-Siedlungs-Gesellschaft mbH gegründet. Sie ließ 1950 bis 1952 die Arbeitersiedlung westlich an der Moserstraße durch den Architekten Helmut Erdle erweitern. Dies war der Abschluss der Arbeitersiedlung Gmindersdorf durch die Gminder-Siedlungs-Gesellschaft mbH und nicht der Robert-Bosch-Wohnungsbau-Gesellschaft."
Quelle:Reutlinger Nachrichten