Freitag, 15. Oktober 2010

Artikel vom 14. Oktober im Reutlinger General Anzeiger

Zu einem runden Tisch in Sachen Erdle-Bauten treffen sich heute Vertreter der Verwaltung und des Gemeinderats mit Vertretern der Bürgergruppe Gmindersdorf, dem Architekten und Erdle-Sohn Andreas Erdle sowie der Bauhistorikerin Dr. Elke Sohn. 

Wie berichtet will die Bosch-Wohnungsgesellschaft die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen, unmittelbar an das denkmalgeschützte Gmindersdorf angrenzenden Siedlungsbauten des Stuttgarter Architekten Helmut Erdle abreißen und durch Neubauten ersetzen. Ein entsprechender Bebauungsplan wurde vom Gemeinderat aufgestellt und auch die Fachbehörden und die Öffentlichkeit einbezogen.
Appell an Verantwortliche
Am 10. Mai hatte es eine Informationsveranstaltung für die Anlieger gegeben, am 13. Juli dann einen runden Tisch, in dem die in der Kritik stehenden technischen Details der Neubebauung wie Gebäudedimensionen und Abstände noch einmal beleuchtet wurden.

Unmittelbar nach diesem Termin meldete sich eine Bürgergruppe aus Gmindersdorf um die Grafiker Karin Schliehe und Bernhard Mark zu Wort, welche an die Verantwortlichen appellierte, den Abriss der Siedlungsbauten aus den Fünfzigerjahren zu überdenken und neu zu bewerten.

Helmut Erdle sei kein x-beliebiger Architekt und die von ihm erstellten Häuser keine Nullachtfünfzehn-Bebauung gewesen. Flankenschutz bekamen sie von der Bauhistorikerin Dr. Elke Sohn, die nach einem Vorort-Termin feststellte, dass sich in den Erdle-Bauten der Geist der sogenannten Stuttgarter Schule niedergeschlagen habe - neben dem Bauhaus der wichtigsten Schule für moderne Baugestaltung.

Angesichts solch fachmännisch unterlegten Protests wurde das Landesdenkmalamt tätig und prüfte die Denkmaleigenschaften. Am 1. Oktober lag dann die Stellungnahme der Fachbehörde auf den Tisch. Die bescheinigte den Erdle-Bauten zwar »einen gewissen Reiz«, auf Basis der bestehenden Gesetze seien es jedoch keine Kulturdenkmale.

Eigentlich ist die Sache damit vom Tisch, da die Firma Bosch auch auf ihren Bauplänen besteht. SPD und Grüne hatten jedoch eine Anhörung beantragt. Dies ist jedoch rein rechtlich nicht möglich, da für eine Anhörung nur die Einwohner der jeweiligen Stadt zugelassen sind.

Das trifft weder auf Andreas Erdle noch auf Dr. Elke Sohn zu. Die weitere Möglichkeit nach der Gemeindeordnung, die »Hinzuziehung eines sachkundigen Bürgers«, fordert, dass dieser keine eigenen Interessen vertreten darf. Das schließt aber Karin Schliehe und Bernhard Mark aus.
Vortrag in der Pause
Um guten Willen zu zeigen, hat die Verwaltung einen runden Tisch vorgeschlagen, bei dem die Bürgergruppe und ihre Experten noch einmal zu Wort kommen - dies während einer Pause in der nicht öffentlichen Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses.

Anschließend wird das Gremium beraten, ob und in welcher Form der Bebauungsplan aufgestellt wird. In der Sitzung am 26. Oktober wird der Gemeinderat dann abschließend die Angelegenheit behandeln. (jük)
Quelle: Reutlinger General-Anzeiger

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen