Mittwoch, 6. Oktober 2010

Nicht ausreichend, setzen!

Ein allgemeines Fazit, nachdem wir die Stellungnahme des Denkmalamtes Tübingen gelesen haben:

Man kann von Glück sagen dass sich einer der bekanntesten, fähigsten Städtebauer und Architekt der traditionalistischen Nachkriegsmoderne aus Stuttgart, der Architekt Helmut Erdle, die schwache Bewertung, die ihm ein schwäbisches Amt für Denkmalpflege dafür gab, dass er eine sich einfügende Siedlungsarchitektur im Gmindersdorf gestaltete, nicht mehr selber anhören musste.

Herr Andreas Erdle, der Sohn von Helmut Erdle, stimmt mit dem Denkmalamt überein, dass es sich bei dem städtebaulichen Entwurf seines Vaters um einen sehr gelungenen, moderaten und sensiblen  Übergang vom "Dorf" in eine fünfziger Jahre Bebauung handelt.
Unstrittig ist bei allen die Sensibilität und Gekonntheit, mit der er die Theodor Fischer Siedlung erweitert hat,
in dem er auf leise und rücksichtsvolle Art, sich  dem Bestehenden gegenüber eingefügt hat und auf diese reagiert hat.

Diese Rücksicht wird städtebaulich außerordentlich gelobt, da sie herausragend umgesetzt wurde.

Nun zum anderen eigentlichen Hauptkriterium für die Denkmalbewertung, dem das Denkmalamt Tübingen leider kaum Raum in seiner Bewertung schenkt:
 

Der Wert der Architektur der Gebäude:

Das was zuvor noch ausführlich gelobt wurde, nämlich das Einfügen und Rücksicht nehmen auf städtebaulichem Gebiet wird in Bezug auf die Architektur kurz getadelt.
Hier sei er zu wenig innovativ, wobei nicht näher erläutert wird, was denn eigentlich innovativ gewesen wäre.
Nun wird kritisiert seine Häuser seien vom Habitus zu "konservativ ", obwohl vermutet wird, dass er sich damit ebenfalls in das T. Fischer Ensemble einfügen wollte.

Was städtebaulich gut ist soll architektonisch also nicht richtig sein?
Diesem Widerspruch können weder Herr Erdle, noch wir folgen.
Andreas Erdle erklärte, dass sich die Architekten der Stuttgarter Schule immer traditionalistischer gezeigt haben als z. B. im Vergleich, Vertreter des Bauhaus.
Werkbundarchitekten seien allesamt konservativer in ihren Stilmitteln gewesen, sagte uns Andreas Erdle.
Dies ist wohl auch der Grund warum viele Bauten  herausragender Architekten der Stuttgarter Schule in Baden Württemberg zur Zeit abgerissen oder gefährdet sind?

Weitere Kritikpunkte, die wohl eher nicht dem Denkmalwert zuzuordnen sind waren gefangene, unpraktische Raumaufteilungen und zu enger Zuschnitt der Wohnungen.
Da Helmut Erdle nicht mit tragenden Wänden gebaut hat, wären diese Zuschnitte zu verändern,
abgesehen davon, dass sie in den fünfziger Jahren innovativ waren, da sie den Raum effektiv nutzten.

Viele andere, wie wir finden wichtige Bewertungskriterien, blieben völlig außer Acht:

Z.b.:  Die Durchgrünung der Außengestaltung stand für Helmut Erdle,
        da es um eine Bebauung in der Gartenstadt ging, im Vordergrund.
        Er hat es geschafft eine Anbindung der Architektur an das Grüne zu erreichen.
        Zudem erstellte er zusammen mit seinem Gartenarchitekten Hans Stieglitz  liebevoll durchdachte                      Bepflanzungspläne.                                                                                                                                       Es verstand es mit wenigen Mitteln, viel zu erreichen.


Insgesamt finden wir auffallend, dass die Stellungnahme des Denkmalamtes sich auführlich mit den städtebaulichen Qualitäten der Siedlung befasst, die nach Landesdenkmalgesetz aber überhaupt keine Relevanz haben, jedoch den relevanten Punkt, nämlich die Qualität der Architektur mit dem kurzen Urteil, "nicht innovativ" und tendenziell zu konservativ, ohne weitere  Erklärung abtun.

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